Charlotte Hug & Lucas Niggli Duo

In seiner Gegensätzlichkeit erkundet das Duo improvisatorisch und mit einem großen kompositorischen Bewusstsein im Sinne des „Instant Composing“ das Potenzial seiner großen Spannweite: Wie nah und wie fern kann man einander sein und noch gemeinsam kommunizieren und sogar Funken schlagen? Hug und Niggli lassen die klanglichen und energetischen Extreme ihrer „Instrumente“ – das Zerbrechliche und das Brachiale – gezielt kollidieren, sodass sie sich wie in Blitzen entladen. Das Donnergrollen, das diese nach sich ziehen, entfaltet sein Eigenleben. So sind Varianten dieser Entladung – „Fulguratio: Wetterleuchten“ „Obliqua Fulmina: Quer einschlagende Blitze“ - und andere meteorologische Phänomene – „Virga: Sprühregen“ „Lacunosus: lückenhafte Wolkendecke“ - zu Metaphern ihrer immateriellen und zugleich körperlichen Musik geworden.

Trommel und Stimme – eine archaischere Konstellation ließe sich kaum vorstellen. Unter diesem Motto lud das Festival „Ad libitum“ in Warschau 2016 Charlotte Hug und Lucas Niggli als Improvisationsduo ein. Obwohl sie in derselben Stadt leben, war es für die beiden Zürcher Musiker eine Premiere. Das elektrisierte Publikum war von dieser Neuentdeckung genauso überwältigt wie das Duo selbst: Hätten sie geahnt, dass ihre Begegnung eine so fulminante, elektrisierende Energie freisetzt, wäre ihr Duo nicht erst an diesem Abend geboren!
Hug und Niggli gehen auf ähnliche Weise archaisch mit ihren Klangerzeugern um – und kommen dabei aus ganz unterschiedlichen Richtungen: Hug ist klassisch ausgebildete Bratschistin und bildende Künstlerin. Zugleich ist sie Komponistin, Performerin, Stimmkünstlerin. Die verschiedenen Disziplinen integriert sie zu einer eigenen, intermedialen Kunstform. Niggli, einer der vielseitigsten Schlagzeuger seiner Generation, bewegt sich hauptsächlich auf dem Feld des freien Jazz und der Improvisation. Was die beiden Musiker verbindet, ist die Faszination für die Freiheit in der Musik. Auf diesem Boden ist auch ihre CD „Fulguratio“ entstanden.
In seiner Gegensätzlichkeit erkundet das Duo improvisatorisch und mit einem großen kompositorischen Bewusstsein im Sinne des „Instant Composing“ das Potenzial seiner großen Spannweite: Wie nah und wie fern kann man einander sein und noch gemeinsam kommunizieren und sogar Funken schlagen? Hug und Niggli lassen die klanglichen und energetischen Extreme ihrer „Instrumente“ – das Zerbrechliche und das Brachiale – gezielt kollidieren, sodass sie sich wie in Blitzen entladen. Das Donnergrollen, das diese nach sich ziehen, entfaltet sein Eigenleben. So sind Varianten dieser Entladung – „Fulguratio: Wetterleuchten“ „Obliqua Fulmina: Quer einschlagende Blitze“ - und andere meteorologische Phänomene – „Virga: Sprühregen“ „Lacunosus: lückenhafte Wolkendecke“ - zu Metaphern ihrer immateriellen und zugleich körperlichen Musik geworden.  
Ebenso gezielt lässt das Duo die extremen klanglichen Gegensätze einander nahe kommen, sich berühren, sich reiben und miteinander verschmelzen – bis an den Punkt, wo Perkussion und Stimme kaum mehr als solche zu erkennen sind und eher als hybrider „Drittklang“ wahrgenommen werden. In diese hybride Klangwelt integriert Charlotte Hug auch die Bratsche. Die vermeintliche Kluft zwischen archaischer Urkraft von Stimme und Trommel und dem kultivierten musikalischen Kunstobjekt, das eine Bratsche herkömmlicherweise verkörpert, bringt das Duo/Trio mit seinem wandelbaren Spiel fast gänzlich zum Verschwinden: Stimme und Trommeln werden ebenso perkussiv wie melodiös eingesetzt. Und wo Hug die ursprünglichsten, körperlichsten Laute aus der Bratsche holt, tritt jeder exklusive Kunstcharakter von selber in den Hintergrund. Denn auch das bedeutet für das Duo Freiheit: mit archaischer Kraft und stilistischer Flexibilität spontan und sensibel durch das ganze Klangspektrum zwischen klanglichen Extremen und Hybriden zu navigieren.
Barbara Eckle Mai 2018

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